Hat mir Herr Trump etwa ungefragt seine Lieblingsmusik zukommen lassen? Doch wie Wattenscheider Multilinguistiker schon immer wussten: Never judge a book by its cover...
Denn obwohl "Country hustle" von Jeb Loy Nichols äußerlich aufwartet wie ein konservatives Country-Album, verbirgt sich im Innern ein wahnsinnig offenes und zukunftsträchtiges Stück Musik. In 50 extrem unterhaltsamen Minuten steppt Nichols durch Blues, Country, Southern Soul und immer wieder scheinen HipHop Beats durch.
Musiken, die nicht anscheinend nicht auf ein Album passen, fügt der Mann aus Missouri wie selbstverständlich zusammen. Offensichtlich gegensätzliche Elemente wirken im Jeb Loy Nichols Mix absolut natürlich, dass man sich wundert, warum sie nicht schon immer derartig kombiniert wurden. "Don't drop me" ist moderner, sehr lässiger Soul mit Bluesfeeling, "Regret" wirkt wie eisgekühlter James Brown Funk während er in "That's all I want" die schwere Schwüle eines Sommerabends am Mississippi aus deinen Boxen schwallen lässt. Mit Electrobeats zaubert Jeb auf "Never too much" einen herzerweichenden Lovesong herbei und "Katie Blue" klingt wie die Coverversion eines Neneh Cherry Klassikers, um gleich drauf mit "I hate hate" geschmeidigen Funk mit Querflöte zu mixen.
Überhaupt versteht es der Wahlwaliser Slide- und Steel-Gitarren, Baritone Sax, Posaune und Querflöte völlig zeitgemäß wirken zu lassen und auch schon mal mit Autotune zu verschneiden. Es ist absolut erstaunlich, wie der Mann auf überwiegend klassische Elemente zurückgreift und damit etwas total Frisches erschafft. Und zu alledem bringt Nichols das ultracool rüber im Stil großer Crooner und in astreinem Sound.
Eine Katastrophe wäre es gewesen, hätte ich die vermeintliche Post von Herrn Trump gleich in die Tonne gekloppt. "Country hustle" ist grandios, stilvoll und phantastisches Entertainment.
Erscheinung: 2017 (17.03.)
Label: City Country City
www.jebloynichols.co.uk