So eine schöne Band

Portmonee aus Kreuzberg sind eine wirklich schöne Band mit vielen Leuten und echten, geilen Gitarren. Weit weg von den elektronischen Zwei-Personen-Projekten, die seit Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen. Portmonee hat das Debütalbum in der Corona-Krise vorgelegt und wird das zweite Album vermutlich ebenfalls in der Corona-Krise auf den Markt bringen.
Das ist Resilienz und kommt trotzdem nicht ohne den allgegenwärtigen Wahnsinn aus. Hört sich trotzdem sehr gesund an, weil es so schön nach Deutschrock, Krautrock und Poprock anhört. Verzeihung. Ich meinte, auch das neue Album von Portmonee ist Top-Indie-Rock. "Gesichter ohne Menschen" soll am 22.2.22 bei Chateau LaLa erscheinen.
"Perfekte Menschen" ist ein perfekter Song, was Portmonee eigentlich hasst, aber gut kann. Ein flinkes Instrumental jagt die in den Strophen besprochenen Selbstzweifel vor sich her, bis die Zweifel nicht mehr können und wenigsten kurz am Seitenrand pausieren müssen.
Und wenn der Virus irgendwann keinen Spaß mehr an uns hat, habt ihr hoffentlich Spaß mit Portmonee. Überall in der Republik.

www.portmon.ee

Blingbling, hier kommt der Eiermann

Es sind Eruptionen der Kreativität, die Ätna bei ihren Veröffentlichungen flankieren. Vor mehr als drei Jahren stertete das Duo Inéz Schaefer und Demian Kappenstein mit Bauhaus-Pop, Kunst-Clips und exaltierten Klamotten das Projekt Ätna.
Jetzt ist das zweite Album am Start und Ätna pflegen auch damit die etwas andere Art der Popmusik. Mit "Push life" werden sie in den Herzen der anders denkenden Avantgarde ihren Platz behalten, auch wenn  das neue Album einen anderen Twist zu haben scheint als der bisherige Output.
Die erste Single, die für das im April 2022 erscheinende zweite Album eröffnet, ist Dicke-Hosen-Pop. "Trick by trick" erinnert an hochgradig jamaikanisches Bling-Bling, das bei Ätna allerdings ironisch mit Statussymbolen, Ikonen des Reichtums und der Verkörperung des Erfolges spielt.
"Trick by trick" deutet an, dass "Push life" wiederum kantiger Intellektuellen-Pop sein wird, der nicht dazu dient, dein Blättern im Cicero zu untermalen, sondern eher das abendliche Whiskyschwenken mit der James-Joyce-Jubiläumsausgabe.

www.atnaofficial.com

Südlich der Themse

Manchmal frage ich mich, ob Südlondon genügend Platz bietet für die Myriaden an interessanten Bands und Musikern. Oder ob doch alle einfach behaupten, sie kämen aus Südlondon. Denn dieser Teil der britischen Hauptstadt steht inzwischen für hochgradig innovative Sounds. Genauso wie man es bei Wu-Lu hört.
Der Mann ist verantwortlich für eine Verbindung von HipHop und Punk, die elektrisiert. Ähnlich wie sich in den 70ern Punk und Reggae in England vermählten, entsteht dieser Tage eine Symbiose aus HipHop und Punk, die im Falle von Wu-Lu auch nicht an Einflüssen von Broken Beat und TripHop vorbei kommt.
So wundert es nicht, dass Wu-Lu gerade bei Warp Records unterschrieben hat, die offensichtlich den richtigen Riecher haben für diese spannende Verschmelzung von augenscheinlich Gegensätzlichem und herber Sozialkritik. Wu-Lus Musik ist ist eine Musik für die Unterrepräsentierten, für diejenigen, die keine Stimme haben, und für diejenigen, die darum kämpfen, Barrieren zu überwinden. Das klingt verdammt nach Punky Reggae Party und ist vielleicht der heiße Scheiß fürs kommende Jahr.

www.wu-lu.net

Pass auf, Cäthe

Cäthe kommt aus der Vergangenheit zu uns zurück. Und erinnert uns an die die vielen guten Songs, die sie parat hatte. Songwriter-Stücke mit echtem Rockflair wie das inzwischen 10 Jahre alte "Ding".
Nach längerer Pause verspricht uns Cäthe nun ein neues Album für den Januar des kommenden Jahres. Das wird "Chill out punk" heißen und auf dem eigenen Label Träum weiter! Records erscheinen. "Voodoo" ist nun der Appetizer für "Chill out punk" und gerät gefährlich nah an den deutschen Schlager. Das kann nicht Cäthes Anspruch sein und wer jetzt direkt abschalten will, sollte sich zumindest die zweite Vorab-Veröffentlichung "Warum darum" anhören. Cäthe kann mehr, aber pass auf und werd' nicht zu Helene.

www.instagram.com/ichbincaethe

Kaffee mit Sahnehaube

fikaBambie coffeecloudsHinter fika verbergen sich die beiden Londoner Al Wreaves und Sam Hutton, die seit Jahren für gediegenen Soul stehen. Das zeigt sich erneut auf der neuen EP von fika "Coffee & clouds". Sie versammelt fünf Stücke, die alles bieten, um auch als Neo-Soul oder zeitgemäßer R&B durchzugehen. Entspannte Beats in Kombination mit schönen Oldschool-Elementen wie gefühlige Gitarren, präsente Pianos und jazzigen Anklängen.
Für "Coffee & clouds" haben fika die Sängerin Bambie ins Boot geholt, die alle Tunes mit gekonnt lässig-lasziven Vocals bereichert. So entstand ein leichter, luftiger Sound, der die Bodenhaftung dennoch nicht verliert und sich zu Kaffee und Kuchen genauso eignet wie für die stylishe Rooftop-Bar.
Sehr schön machen sich auch die Instrumentals der fünf Songs, die das Soul-Duo mit auf die EP gepackt hat. Ein großartiges Gesamtpaket, das in der letzten Woche bei Tru Thoughts erschienen ist.
Bei Soundcloud könnt ihr schon mal reinhören und euch auf das weiße Vinyl im Januar freuen.

Mahlzeit

Der australische Vierer Spacey Jane steht für flott-rockige Sounds mit einem trademark-Gitarrensound. Und nicht nur die Klamotten und Frisuren der Bandmitglieder haben Retroflair... Die neue Single "Lunchtime" ist wieder einmal schöne handwerkliche Poprockmusik, die selbstredend die Stempel "Indie" und "Alternative" bekommt.
"Lunchtime" soll uns die Wartezeit verkürzen bis 2022 die Veröffentlichung des zweiten Albums von Spacey Jane ansteht. Der Song ist eine gelungene upbeat-Nummer mit eher schwermütigen Lyrics. Diese Gegenüberstellung von Gegensätzen hat der Band viel Spaß gemacht, wie Sänger Caleb Harper berichtet:"It’s fun to juxtapose fast upbeat instrumentation with somber lyrics and themes."
Wir wünschen Guten Appetit!

www.spaceyjane.com.au