im subrosa angekommen wird schnell klar, das hier ist ein ganz normaler freitagabend im subrosa. freier eintritt, lonely hearts club party, stammgäste und aidan baker und rivulets und ein paar fans der beiden. merchstand ist ein abgedeckter fußballkicker, aidan sitzt in der ecke und schaut sich das ganze mit einem vom bart verdeckten grinsen an. irgendwann, nach vielen schmachtvollen balladen, darf er dann auch auf die bühne. das bemerken allerdings nicht viele der gäste. aidan baker hat grad angefangen einen loop als hintergrunduntermalung aufzubauen, da hört man zwei hochsympathische frauen laut quatschen: „und schmeckt es dir“- „ja, aber es ist heiß“…
okay, unsere einzige chance ist es, uns zwei barhocker zu schnappen, uns direkt vor aidan zu setzen und uns auf die musik zu konzentrieren. aidan baker hat an diesem abend eine zwölfsaitige akustikgitarre dabei, die er mit einem tragbaren tonabnehmer an sein effektboard angeschlossen hat. er spielt stücke von seiner neuen drone-folk platte „only stories“, aber auch altbekannte lieder aus seinem songs-mit-vocals-oeuvre. baker schafft die gradwanderung zwischen folkig und dronig-experimentell, so dass die songs die ganze zeit unter spannung stehen, genau wie die akustikgitarre, die sich immer wieder mit feedbackeinschüben meldet, was das konzert aber nicht negativ beeinflusst. höhepunkt ist dann das loopauftürmen gegen ende des sets. aidan baker baut mit dem cellobogen, mit einem bottleneck und diversen effekten eine soundwand auf, die nach einigen minuten im zufriedenen geklatsche der anwesenden fans verstummt.
also: eigentlich ein wirklich schönes konzert; oder besser: das hätte ein wirklich schönes konzert sein können, wenn die umgebung (und hier ist einfach mal gemeint: die anderen anwesenden) es zugelassen hätten. es scheint nicht wirklich zu funktionieren, konzerte mit freiem eintritt anzubieten, die gefahr, dass (zu viele) leute dieses angebot dann nur als (wenn überhaupt) willkommene tapete begreifen und ansonsten normales kneipenverhalten an den tag legen (d.h. quatschen bis wer auch immer kommt), die ist mehr als realistisch. und das besonders dann, wenn die bühnenlautstärke nicht so richtig bühne sein darf (wegen der nachbarn, ganz genau...).
interessant dann der gleichmut, mit dem aidan baker das hingenommen hat; während andere künstler in einer solchen situation auch schon mal gern den einen oder anderen bösen blick ins publikum werfen oder ihren set ein wenig abkürzen, blieb aidan baker ganz auf seine musik konzentriert, geradezu versunken, eins mit dem drone...
rivulets, auch ein mann, eine (elektro-)gitarre, eine stimme, dann mit deutlich extrovertierterer bühnenhaltung; vielleicht auch ein bisschen genervt von dem bis auf ein paar ausnahmen im gros gleichgültigen publikum zuvor: blickkontakt zum publikum, bewegung auf der bühne statt sitzen... aber, um ehrlich zu sein: an diesem abend waren die ignoranten in der überzahl, und bevor diese es überhaupt bemerkt hatten, dass es da etwas jenseits von konserve zu hören (und sehen) gab, war das doppelkonzert auch schon zu ende...
schöne grüsse
Dimi + N
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